In Pöllau ist zu Fasching der Bär los
Es ist eine wilde Geschichte, die sich da entspinnt: Der Bär reißt ein Kalb, wird daraufhin vom Wilderer erlegt. Dummerweise beobachtet der Jäger die ganze Szene und bringt den Wilderer vor Gericht – sehr zum Unmut des Bauern, der den Wilderer gegen den Jäger verteidigt. Eine heitere Gerichtsverhandlung ist die Folge, die den Zuschauern so manche Lachträne in die Augen treibt.
Neu ist das Spektakel freilich nicht: Vermutlich seit dem 17. Jahrhundert, spätestens aber seit dem 18., ist die aufwendige „Bärenjagd“ unverzichtbarer Teil der Faschingrennen in Pöllau am Greim. Und somit auch seit einigen Jahren immaterielles Kulturerbe der Unesco. Alle fünf Jahre wird das „Bärenjagen“ zur Aufführung gebracht, 2020 ist es wieder soweit. Der Bauer und der Richter, der Bär, das Kalb und viele weitere Figuren begleiten am „damischen Montag“ (24. Februar) die „Foschrenner“ auf ihrem wilden Zug durch das Murauer Gebirgsdorf. 40 Bauernhöfe werden vom Auslaufen im Morgengrauen bis zum „Schlussgeläut“ um 19 Uhr besucht, keine Tür bleibt verschlossen. „Es ist ein Brauch, hinter dem das ganze Dorf steht“, erzählt Manfred Künstner, Bauer im echten Leben wie im Stück.
Rund 70 traditionell männliche Darsteller braucht es für den Faschingszug durch Pöllau, organisiert wird das Bärenjagen von drei Vereinen. Landjugend, Schützengarde und Skiclub halten das uralte Brauchtum am Leben, mit den Einnahmen aus freiwilligen Spenden wird die Vereinskasse aufgebessert. Es geht in erster Linie darum, die Bärenjagd auch für die kommenden Generationen zu erhalten“, so Künstner. Er selbst ist seit seinem zehnten Lebensjahr beim Faschingsbrauch dabei, darf heuer als „Bauer“ den bunten Zug anführen. Die „Foschrenner“ sind zwischen zehn und 60 Jahren alt, vor ihnen liegt ein anstrengender Rosenmontag.
Anstrengende Jagd
Los geht der Tag schon um 4.30 Uhr, viele Kilometer gilt es mit teils schweren Kostümen zurückzulegen. Auch die „Kampfszenen“ verlangen den Darstellern einiges ab, ganz nebenbei gilt es, sich die überlieferten Texte zu merken. Klar auch, dass der eine oder andere Schnaps dazwischen nicht fehlen darf. Gut, dass der „Bauer“ den Überblick wahrt und seinen Zug im Blick hat.Um 11 und um 15 Uhr wird die „Bärenjagd“ für das Publikum von außerhalb aufgeführt. Dieses besondere Brauchtum muss weitergehen“, betont Künstner. So freut man sich wieder auf viele Gäste von Nah und Fern.
Quelle Kleine Zeitung 22.Februar 2020