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Die Bartholomä Wallfahrt: Die älteste Hochgebirgswallfahrt Europas

Es ist kurz nach Zwei Uhr als ich aus dem Bett kroch. Wir übernachteten mit unserem Wohnmobil am Camping- Stelplatz P2. Nach dem starken Gewitter am Abend und die Wettervorhersage versprach das Wetter für die Wallfahrt nichts gutes. ich gehe die wenigen Meter zum großen Parkplatz und die Luft ist kühl es herrscht Trubel am Königssee wie Mittags an einem warmen Sommertag. Busse kommen und gehen, Menschen stürmen dorthin, wer ein Tiket gebucht hat, dem ist auch einen Platz im Bus gesichert. Ja, ich bin richtig! Heute startet die Almer Wallfahrt und um drei Uhr morgens fahren Zubringerbusse für 17 € nach Maria Alm. Um viertel nach drei sitze ich dann auch endlich in einem der Busse und es wird über das Wachterl bei Ramsau nach Maria Alm gefahren. Die Fahrt dauert eine gute Stunde. Im Bus sitzen Pilger, die alleine unterwegs sind, aber auch viele Paare und Gruppen. Neben mich setzt sich ein Mann mittleren Alters. Auch er ist ein Aspirant und das erste mal dabei, Trotz, dass er gerne in den Bergen ist, ist das die erste Wallfahrt die er geht. Ich wollte ihn nach seinen Beweggründen für die Tour fragen. Gesprächig bin ich selbst an diesem Morgen nicht, denn ich bin unheimlich übermüdet und es könnte jederzeit sein, dass mir die Augen zufallen.

Endlich kommen wir in Maria Alm an. Viel sehe ich nicht von dem Ort, denn es ist noch zappenduster. An einem Hotelparkplatz werden wir rausgelassen, ich folge die Wallfahrer und gehen durchn den Ort. Eine kleine Hütte wurde zum Ticketsstand umfunktioniert wo wir uns nun anstellen. Hier konnten wir die Tickets für die Schifffahrt € 10 und das Zubringertaxi € 5 zum Startplatz kaufen, es wurde auch von jedem zwei Euro für das WC einkassiert. Die junge Dame hat mir auch noch die Bergwallfahrer Nadel um fünf Euro verkauft. Für den Musikverein OK! Die Abwicklung ging zügig voran und los gehts mit dem Zubringertaxen im Dunkeln durch das nirgendwo.

Endlich! Endlich angekommen in „Sandten“. Sowas wie ein Wanderparkplatz. Es war so Nebelig das man keine 10 Meter sehen konnte. Die Stirnlampe gab mir Licht und ich marschierte mit der Gruppe aus unserem Taxi los. Endlich lichtet sich der Nebel und man sieht die steile Wand vor einem, einen Teil der Materialseilbahnstütze und den Sommerstein. Ich schaue mir eines der Wegeschilder an. Zeitangabe drei Stunden – das geht ja noch. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich gerade blau und schwarz verwechsle, aber das schaut so aus als hätte der Aufstiegsweg eine schwarze Markierung. Schwarze Markierungen kenne ich in den Wanderführern nur als ausgesetze Wege die Seilversichert sind. Nächstes Wegeschild – wieder schwarz. Ein paar Pilger eilen an mir vorbei. Schaut so als hätten sie das Ganze mit einer Sportveranstaltung verwechselt. Was soll’s! Auf der Forststraße laufe ich mein eigenes Tempo. Mittlerweile ist es schon leicht hell und ich habe einen guten Platz für die ersten Fotos gefunden. Stativ aufgestellt, Fotoapparat montiert und eingestellt. Die Stimmung war richtig Gut und die Pause tat mir gut. Das wird knapp mit der Bergmesse um 8 Uhr am Riemannhaus.

Wie Glühwürmchen gehen sie den Weg zum Riemannhaus
Wie Glühwürmchen gehen sie den Weg zum Riemannhaus

Ständig schaue ich mir die Wand vor mir an und versuche den Wegverlauf zu finden. Und endlich sehe ich was, bunte Punkte in der Wand. Aha da geht’s also entlang.

Bald findet die sich in Kehren windende Forstraße ein Ende und es wird zu einem Pfad. Aber nicht lange. Der mit der schwarzen Markierung versprochene Steig beginnt und ich bin echt überrascht! So einen freundlich (!!!) hergerichteten Steig habe ich noch nie gesehen. Durchgehend seilgesichert, kaum lockere oder lose Steine. So leicht wie mir fällt der Steig nicht jedem, so stehe ich nun im Stau und warte aufs weitergehen. Mir macht das nichts, ich habe den ganzen Tag Zeit und so nutze ich das Stehen für das Fotografieren und Landschaft genießen.

Auf einmal geht es flott weiter. Der Pfarrer eilte mit einer Gruppe vorbei und ist über das langsame Weiterkommen etwas generft. In schnellen Schritten geht es hinauf. Zwischendurch ärgere ich mich über meine Stöcke, ich habe sie aber für den langen steilen Abstieg mitgenommen. Wichtiger ist hier der Einsatz der Hände. Ich habe Wechselwäsche, Regenschutz, zwei Objektive 24/70 und Weitwinkel 11/24 sowie ein Stativ, Jause und 2L Flüssigkeit mit. 9-10 kg liegen angeschmiegt am Rücken.

Sichtweite genauso wie die versprochene „Eule“ (Sommerstein).

Das Riemannhaus kommt in Sichtweite genauso wie die versprochene „Eule“ (Sommerstein). Am Horizont erkenne ich, dass die Sonne mich oben erwarten wird. Die letzte Müdigkeit wird aus den Beinen gestiegen.

Endlich am Riemannhaus angekommen. In meinem Gesicht macht sich ein fettes Grinsen breit. Wer würde bei dieser Aussicht nicht grinsen. Ich laufe um die Terrasse um zur Bergmesse zu gelangen und bin geschockt. Vor lauter bunt gekleideter Menschen sieht man den Untergrund beziehungsweise Fels kaum noch. Es wurden Lautsprecher aufgestellt, damit jeder die Predigt hört. Nebenan haben sich die Musiker aufgereit.

Und siehe da! Ich erkenne ein mir bekanntes Gesicht. Pater Kajetan der mit dem Pfarrer mit einem sportlichen Schritt alle überholt hat. Sobald die Messe vorüber ist werde ich zu ihm gehen, vielleicht darf ich einige Fotos machen und wir zusammen weiter gehen.

Wie auf Kommando setzt sich die Masse nach der Messe in Bewegung, Der Vorgeher trägt kein Kreuz, sondern nur einen Stock mit Blumen drauf. Damit die Leute wissen, wo sie gehen müssen.“ sollen bis zu 1000 Menschen unterwegs sein. Wer da zusammen bleiben will, sollte sich bei den Menschenaufläufen am Riemannhaus an der Hand nehmen.

Na gut, dann gehe ich eben wieder alleine. Nach einem anfänglichen Stau geht es wieder zügig voran. Vor mir geht ein bekanntes Gesicht, ich fragte forsichtig ob wir uns nicht kennen, und wirklich es ist Reinhold aus meiner Nachbarschaft. Auch er ist das erste Mal in den Berchtesgadener Alpen unterwegs. Wir sind von dieser Kulisse begeistert. Wir unterhalten uns aber auch über tiefgründige Themen aus dem Leben und bin selbst überrascht, dass nun die spirituelle Wirkung der Wallfahrt eintritt. Passend dazu, haben sich Musiker eine Stelle im steinernen Meer gesucht und nun hallen sanfte Töne durch diese bizarre Landschaft.

Ich bin mittendrin in der ältesten Hochgebirgswallfahrt Europas. Es ist heuer bereits meine achte Wallfahrt. Besonders christlich oder fromm bin ich nicht eingestellt. Ich bin für alle Religionen offen und jede Religion übt eine gewisse Faszination aus mit ihren Eigenheiten.

Hier im steinernen Meer, meinen Garten Eden, ist die Landschaft unbeschreiblich schön. Natürlich könnte ich hier ewig philosophieren wie schön und toll es hier ist. Aber das müsst ihr selbst erleben! Das MUSS man gesehen haben. Auch wie in dieser fast schon menschenfeindlich wirkenden Region gibt es tatsächlich Schafe, die hier den Sommer verbringen.

Bald schon verändert sich die Landschaft. Von bizarr hellgrau zu durch den heissen Sommer ausgebleichten grün. Die Region um den Funtensee wird erreicht.

auf dem Weg zum Kärlingerhaus, im Vordergrund der Funtensee

Zu den technischen Gegebenheiten des Weges kann ich sagen, dass der Weg wirklich schön zu gehen ist. Zwischendurch auch sehr einfach. Trotzdem ist Leichtsinn hier fehl am Platz. Ein letzter Stau und man kommt bei der Hütte oberhalb des Funtensees an. Hier wird der Almsegen vergeben. Hier verläuft auch die Grenze Österreich/Deutschland. Nach dem Segen

ging zum Kärlingerhaus, der letzten Raststation der Almer Wallfahrt. Oder besser gesagt dem letzten Bier vor St. Bartholomä. Viele Pilger erfrischen sich hier am Kältepol Deutschlands (Kälterekord -45,9°). Wir erfrischen lieber unsere trockenen Kehle und trinken auch ein kühles Bier. Ich sitze mit Reinhold und weiteren Wallfahrern am Tisch


Seit morgens um 3 kaum gesessen. Wir schätzen wieviel Uhr es gerade ist und sind uns sicher, dass wir gegen Nachmittag haben. Beim Blick auf die Uhr merken wir, dass wir das Zeitgefühl vollkommen verloren haben. Und das nicht zu gering. Der Tag fühlt sich an wie zwei Tage und so sind wir sehr überrascht, dass wir erst frühen Mittag haben. Nachdem das Bier geleert war, musste ein Kaffee her. Nicht nur zur Mittagszeit ein Ritual meinerseits, nein – mittlerweile werde ich unheimlich müde. Das Bier, die schwüle Hitze sind eine Belastungsprobe. Glücklicherweise bin ich lange Bergwanderstrecken gewohnt, sonst wäre dies auch noch belastend dazu.


Nach dieser längeren Rast geht es dann an den Endspurt: Vom Kärlingerhaus über die Saugasse nach St. Bartholomä. Auch wenn man den Abstieg joggt, er zieht sich trotzdem. Die Knie werden es mir danken und jetzt bin ich Froh die Stöcke mitgenommen zu haben! In nicht einmal drei Stunden erreichen wir das Eisbachufer auf St. Bartholomä. Mittlerweile bin ich schon sehr geknickt und traurig, dass dieser erlebnisreiche Tag ein Ende nimmt. Es war ein unheimlich intensives Erlebnis, das ich nicht missen möchte.



























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