Die Zeiringer Wallfahrt und das Schöderer Vögerl
Im Jahre 1715 wütete die Pest – der schreckliche schwarze Tod – in Oberzeiring und Umgebung so arg, dass sogar die Vögel aus Mitleid mit den Menschen nicht mehr sangen oder fortzogen. In dieser fürchterlichen Not machten die überlebenden Zeiringer das feierliche Gelübde, alljährlich am 1. Mai eine Wallfahrt nach Maria-Schöder zu machen, wenn sie weiterhin von der Pest verschont blieben.
Als dann die Oberzeiringer Wallfahrer, um ihr versprechen einzulösen, zum Ersten Mal nach Schöder kamen und betend in die Kirche einzogen, hörten sie zu ihrer Verwunderung wieder den Gesang der lang vermissten Vögel.
Außerdem glaubten die Leute von den zwitschernden Vögeln folgenden Text gehört zu haben: Iß brav Kranewit und Bibernell, wirst alt und stirbst nit so schnell!
Die Einwohner befolgten den Rat und Schöder blieb von der Pest verschont. Die Freude der Zeiringer über den lang entbehrten Vogelgesang war so groß, dass sie den Entschluss fassten, ihren daheimgebliebenen Angehörigen wenigstens gebackene Vögel mitzubringen.
Seit dieser Zeit werden alljährlich am 1.Mai vom Schöderer Bäcker „Vögel“ aus feinem Semmelteig gebacken. Die Schöderer Bürger haben diesem wunderlich geformten Gebäck den Namen „Zeiringer Vögel“ gegeben, während die Oberzeiringer „Schöderer Vögel“ sagen.
Wie die Sage weiter erzählt, musste sich das Gotteshaus von Oberzeiring in jedem Jahr, in dem die Wallfahrer ausbleiben, um zwei Stufen senken. Die Oberzeiringer aber lassen es nicht drauf ankommen, sondern wallfahrten alle Jahre pünktlich am 1.Mai aus Dankbarkeit für das Erlöschen der Pest nach Maria Schöder und bringen als „Kirta“ die leckeren „Schöderer Vögel“ mit nach Hause. Quelle: Holzwelt Murau Karl Pürer.
Gegen 23.30 Uhr kommen ich in Oberzeiring an, parken gleich hinter der Kirche und hole meinen Rucksack mit der Fotoausrüstung aus dem Auto. Die Kirche ist offen, Licht brennt. Ein ungewöhnlicher Anblick zu so später Stunde ich gehe kurz hinein. Ich treffen drinnen auf Herrn Lercher, den Wallfahrtsleiter. Es ist nun soweit. Herr Lercher bittet die Wallfahrer in die Kirche er sagt die Uhrzeiten und Stationen an, Organisatorisch ist alles gut vorbereitet. Es sind 27 Teilnehmer. Die Vorbeter beginnen mit dem Rosenkranzgebet, so ziehen wir aus der Kirche Richtung Tratten. Von Oberzeiring bis zum Hochegg haben wir zwölf Kilometer vor uns, Steigung, wieder eben, dann konstant ansteigend und viel Asphalt. Während wir Richtung Tratten gehen, die Taschenlampen sind ausgeknipst. Man kann den Weg noch erkennen, aber langsam wird es mühsam, je näher man Richtung Gföllgraben kommt. Wir müssen uns sehr auf den Weg konzentrieren um nicht auf jemand vor uns zu treten, die Prozession ist sehr eng zusammen, das Tempo zügig. Nach dem Trattenwirt beginnt der Weg leicht zu steigen und jeder geht nun nach seinem Tempo, aber danach trachtend, nicht zu weit zurückzufallen. Wir haben den Parkplatz beim ehemaligen Hocheggerwirt erreicht. Die Wallfahrer verhalten sich sehr ruhig, manche essen von der mitgebrachten Jause. Trinken ihre Getränke, dampfende Kaffee oder Tee aus der Termoskanne. Nach kurzer Rast mahnt Herr Lercher zum Aufbruch, die Wegzeiten müssen eingehalten werden. Es ist jetzt kurz nach drei Uhr und wir verlassen den Hocheggerwirt. Es geht nun konstant bergab über die Salchau, rosenkranzbetend Richtung Oberwölz; nach etwa acht Kilometern und eineinhalb Stunden löst sich kurz vor Oberwölz die Prozession wieder auf. Bald ist der Ort erreicht. Vorbei am Schöttl-Tor geht es Richtung Ortsanfang zu den Kreuzwegstationen an der alten Straße zum Sammelplatz. Es ist jetzt kurz vor fünf Uhr, der Tag beginnt, endlich wird es langsam hell. Der Aufenthalt ist kurz und betend geht es weiter nach Mainhartsdorf. Wir sind mittlerweile um die 30 Wallfahrer und ich empfinde ein großes Gemeinschaftgefühl. Nach kurzer Gehzeit erreichen wir Winklern mit dem Wallfahrtskirchlein Altötting. Seit Oberzeiring führt uns der Weg über Asphaltstraßen. Ich spüre mittlerweile jeden Schritt und den Stoß in die Bandscheiben. Wir sind mittlerweile am Fuße des Kammersberg angekommen. Die Gruppe ist sehr diszipliniert und niemand kann verloren gehen, da drei junge Burschen von der Bergrettung als Schlusslicht am Ende der Prozession geht. Unser nächster Sammelpunkt ist St. Peter am Kammersberg, vorher muss noch der Kammersberg bewältigt werden. Vorbei an Bauernhöfen geht es steil bergauf und wieder steil bergab. Stacheldrahtzäune gilt es zu überwinden und man braucht einander zur Hilfe. Nach vollbrachtem Abstieg strebt alles dem Cafe zu und nach ungefähr dreieinhalb Stunden sind wir gegen sieben Uhr morgens in St. Peter beim Markt Cafe. Die Wirtsleute sperren nur für die Wallfahrer so früh auf. H. Lercher ruft noch zu einem Gruppenfoto vor dem Abmarsch, ehe es über die alte Bundes- straße nach Mitterdorf und Feistritz weiter geht. Mittlerweile ist es acht Uhr. Die Hafnerka- pelle ist Opferstation. Die Prozession hält kurz inne, die Wallfahrer opfern und ziehen be- tend nach Baierdorf weiter, vier Kilometer trennen uns noch von Schöder. In Baierdorf warten bereits Angehörige, die den Wallfahrern nachgereist sind und die letzte Strecke gemeinsam mit den Wallfahrern nach Schöder beten möchten. Auch ein Vortragskreuz wird von hier mitgenommen. Nach kurzer Rast, brechen wir zur letzten Etappe nach Schöder auf. Am Ortsanfang empfängt uns der Pfarrer und nach dem Begrüßungszeremoniell, bei dem die beiden Kreuze sich berühren, geht die Prozession ins Dorf hinein zur Kirche. Nach Umschreiten der Kirche ziehen wir um 10:00 Uhr, von Angehörigen und Dorfbewohnern schon erwartet, mit festlichem Orgelklang begleitet in die Wallfahrtskirche Schöder ein. Es ist geschafft!
Pfarrei: Oberzeiring
Diözese: Graz Seckau
Gemeinde: Pölstal
Entstehung: um 1715
Teilnehmer: ca. 30-50
Dauer 10:00 Std.
Weglänge: 35,6 km
Hm: 707 m
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