Jährliche Gelöbnis-Wallfahrt der Windischgarstener nach Frauenberg an der Enns
Als im Jahre 1728 am Dienstag der Bittwoche der Markt Windischgarsten abbrannte, gelobte die Bürgerschaft, alljährlich am letzten Sonntag vor Pfingsten eine Wallfahrt nach Frauenberg zu machen.
Dieses Gelübde wird auch heute noch erfüllt. Das Votivbild hängt in der Wallfahrtskirche von Frauenberg.
Einmal wütete ein verheerender Brand in Windischgarsten, dem 26 Häuser zum Opfer fielen. In ihrer Verzweiflung eilten einige Frauen in den Pfarrhof und verlangten, der Pfarrer möge das Feuer mit dem Allerheiligsten segnen, damit dem Feuer Einhalt geschehe. Der Pfarrer zögerte lange, weil das Allerheiligste nur unter Begleitung von zwei Bürgern mit brennenden Kerzen aus der Kirche getragen werden durfte, alles aber beim Feuerlöschen war. Schließlich aber holte er doch die Monstranze aus der Kirche und trat dem Feuer entgegen. Als er den Segen über die Flammen gesprochen hatte, griffen sie nicht mehr weiter. Selbst ein strohgedecktes Wirtschaftsgebäude, das nur durch eine schmale Gasse von zwei brennenden Häusern getrennt war, blieb verschont.
Die Windischgarstner hatten einst für eine wunderbare Rettung aus Feuersgefahr eine jährliche Wallfahrt nach Frauenberg in Steiermark gelobt, das Gelöbnis war aber in Vergessenheit geraten. Da kam eines Tages ein kleines Mandl in die Kirche, das grüne Strümpfe, eine kurze Hose und eine grüne Weste mit silbernen Kugelknöpfen trug. Es wollte auf den Turm, der Pfarrer aber hatte das Besteigen verboten, deshalb holte der Mesnerbub den Kaplan, der ging mit dem Mandl hinauf. Bei den Glocken angekommen, kletterte das Mandl auf die große Glocke, machte ein Zeichen darauf und sagte: „Bis Hieher wird das Wasser steigen, wenn die Wallfahrt nach Frauenberg auch weiter unterbleibt." Nach diesen Worten verschwand das Mandl. Der Geistliche aber verkündete das Ereignis dem Volke. Sogleich wurde eine Wallfahrt ausgemacht, aus jedem Haus nahm wenigstens eine Person teil. Die jährliche Wallfahrt nach Frausnberg wurde nun nicht mehr unterlassen.
Anmutig thront das Barockjuwel aus dem Jahre 1683 mit herrlicher Aussicht ins Gesäuse am Frauenberger Kulm bei Ardning.
Stammelaltar, weinende Engel, die kreisförmige Kalvarienberganlage und der schöne Zen-Garten mit Zierteich sind besondere Highlights.
Am Areal befindet sich auch eine gastliche Kirchentaverne.
Der Weg der Wallfahrer seit 1728
Im Jahre 1728, am Dienstag der Bittwoche, wütete im Markt Windischgarsten eine verheerende Feuersbrunst. In großer Teil der Häuser des Ortes wurde ein Raub der Flammen, nur wenige blieben von der Zerstörung verschont. Aus Dankbarkeit gelobten diese Bürger, jährlich am Sonntag vor Pfingsten eine Wallfahrt zur Muttergottes von Frauenberg zu machen. Diese Tradition wird bis heute aufrecht erhalten.
Zwei Jahre nach dem Brand baute man bereits die ersten Wallfahrtskapellen entlang des Weges. Die Sensenherren des Tales und die Sensenschmiede traten großteils als Bauherren auf. Auf oberösterreichischer Seite entstanden die Steinbichler Kapelle oberhalb von Windischgarsten, die Hufeisenkapelle in der Nähe des Gasthofes Grundner, die Grünauer Kapelle und die Ochsenwald Kapelle. Die Brandlkapelle und die Schneehuber Kapelle wurden auf der steirischen Seite errichtet. Die genannten Kapellen sind heute noch Betstellen für die Wallfahrer. Die Trattenbacher Kapelle ist leider verfallen und wurde abgetragen; das Marienbild aus dieser Kapelle ist aber noch erhalten und im Spitaler Felsbildermuseum ausgestellt. Es stammt wahrscheinlich aus der Zeit um 1730.
Die meisten Kapellen haben den gleichen Grundriss; es befinden sich einige Sitzbänke darin und meist ein barockes Abschlussgitter. Sämtliche dieser Abschlussgitter wurden vom Spitaler Schmid Andreas Ferdinand Lindermayr angefertigt.
Der Wallfahrtsweg steigt vom Spitaler Ortsteil Grünau stetig an bis zum Arlingsattel auf 1.425 Meter Seehöhe. Auf dem Arlingsattel steht der Windischgarstner Bildstock, der auf den erwähnten Brand verweist. Vom Arlingsattel geht es auf der steirischen Seite ein Stück etwas steiler in Serpentinen hinunter bis zum Angeralmboden, wo bei einer großen Fichte Mittag gehalten wurde. Der Baum heißt heute deshalb immer noch „Mittagsfeicht´n“. Daneben befindet sich eine kleine Quelle; der hier entspringende Bach wird als „Windischgarstner Bacherl“ bezeichnet. Der Weg führt weiter zur Ardningalm und über einen mittlerweile gut hergerichteten Güterweg hinunter in die Gemeinde Ardning.
Im unteren Teil des Weges befindet sich die Brandlkapelle. Hier konnten die Wallfahrer aus Oberösterreich erstmals ihr Ziel, die Wallfahrtskirche Frauenberg, erblicken. Vielleicht beteten sie hier deswegen den „freudenreichen Rosenkranz“ als Dank dafür, dass das Ziel des beschwerlichen Marsches in Sichtweite gerückt war. Ältere Bewohner von Ardning wissen, dass neben der Brandkapelle ein Brünnlein sprudelte, dessen Wasser als Augenheilwasser galt. Schon mit müden Beinen erreichen die Pilger die 7. und letzte Betstation vor der Wallfahrtskirche.
Der Bettlersteig
Das letzte Wegstück vom Ennsboden führt steil zur Kirche hoch und wird Bettlersteig genannt. Hier konnte man sich etwas erbitten. Und wenn die Wallfahrer kamen, stritten hier die Bettler um einen guten Standplatz. Von den Bußfertigen wurden einige Kreuzer erwartet, obwohl die Wallfahrer oft auch nur arme Dienstboten waren. In der Kirche wurde dann gebeichtet, die4 Kommunion empfangen und zur Maria Muttergottes, der Fürsprecherin, gebetet. Dass Haus und Hof von Feuer und Wasser verschont bleiben, dass sich das Fußleiden der alten Muatta bessert,. Dass das Vieh im Stall g´sund bleiben möge usw.
Die Tradition der Windischgarstner Wallfahrt wird bis heute aufrecht erhalten; die Spitaler Wallfahrt, die ebenfalls schon sehr lange Tradition hat, wird jeweils am Pfingstmontag abgehalten. Um 5 Uhr morgens wird hier bereits der Segen im Dom am Pyhrn gespendet wird. Auch heuer pilgerten wieder fast 20 Personen über Ardning nach Frauenberg zur Wallfahrtskirche.
Quelle: Alpenregion Nationalpark Gesäuse
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