Warum manches Holz im Winter geschlagen wird
Wenn Mitte Dezember die kürzesten Tage des Jahres anstehen, ruht der Wald. Die meisten Wildtiere haben sich in ihren Unterschlupf zurückgezogen, der Boden ist vielerorts bereits gefroren oder mit Schnee bedeckt. Die Sonne scheint nur für wenige Stunden zwischen dunklen Lärchen und Fichten hindurch und steht tief über dem Horizont. Durchschnitten wird die Stille einzig von den gleichmäßigen Axthieben der Holzfäller.
So wurde im Murtal jahrhundertelang Holz gewonnen: zumeist in der kalten Jahreszeit und bevorzugt in den Tagen rund um Weihnachten. Sie haben sich mit dem Einfluss des Fällzeitpunktes auf die Holzqualität beschäftigt.
Die Beste Zeit zum Holzmachen
Auch Erhart Kreuzer www.handwerkskunst-kreuzer.at setzte in seiner Tischlerei stets auf Holz, das im Winter geschlagen wurde. „Es heißt, dass man die Bäume am besten bei abnehmenden Mond fällt“. Generell beginne die geeignete Phase zum Holzmachen Ende November und dauere bis Anfang Januar. Sein Motto ist ,,Vom Gedanken zur Verwirklichung, sich die Zeit nehmen und Wünsche umsetzen, ganz reduziert auf das Wesentliche. Das ist meine Art, Handwerk zu leben“.
Nicht nur Bäume können sehr alt werden, auch ihr Holz, dass erschaffene Möbelstück kann unglaubliche Zeiträume unbeschadet überdauern. Zum Beispiel alte Bauernhöfe Holztruhen, Kästen und Almhütten, die nicht nur Jahrzehnte, sondern bald viele Jahrhundert schadlos überstanden haben. Drei Dinge sind für eine besonders dauerhafte Holzqualität verantwortlich. Das sind erstens die Auswahl richtig gewachsener Bäume, zweitens die Holzernte zum richtigen Zeitpunkt und drittens die richtige Lagerung, Trocknung und Verarbeitung des Holzes.
Die Gründe für die besonderen Qualitäten liegen in der Biologie der Bäume – genauer: in ihrem jahreszeitlichen Zyklus des Wasser- und Nährstofftransports. Im Herbst treten Bäume allmählich in ihre Saftruhe ein. Die Versorgungsströme von den Wurzeln in die Kronen und zurück werden heruntergefahren. Holz enthält daher im Winter am wenigsten Wasser sowie Zucker und Eiweiß, von denen Schädlinge und Pilze sich ernähren. Es ist somit einerseits resistenter gegen deren Angriffe. Andererseits steigen der Anteil und die Dichte der Holzfasern. Das Holz ist trockener und verformt sich nach dem Fällen weniger stark – eine wichtige Eigenschaft, wenn es zur Konstruktion von Gebäuden oder für die Mechanik von Uhren verwendet wurde.
Alte Bauernregel
Wer in den letzten Tagen des Christmondes und in den ersten Tagen im Jänner ein Holz schlägt, dieses bleibt unverwesen, fressen die Würmer nicht und je älter es wird, desto härter wird es.
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